Die Wikinger
  Das Volk
 


Das Volk der Wikinger

Die Wikinger kamen aus dem Gebiet, das heute Dänemark, Schweden und Norwegen ist. Es war eine sich selbst versorgende bäuerliche Gesellschaft, wo Ackerbau und Viehzucht durch Jagd, Fischfang, Eisengewinnung und den Abbau von besonderen Gesteinsarten zur Herstellung von Wetzsteinen und Kochgerät ergänzt wurden. Obwohl es den Bauern gelang, das meiste selbst herzustellen, wurden gewisse Produkte gehandelt ­ zum Beispiel das für Mensch und Tier wichtige Salz. Das Salz ist eine Alltagsware, die wahrscheinlich nicht über weitere Strecken als notwendig herangeschafft wurde, während Luxusartikel aus dem südlicheren Europa importiert wurden. Eisen, Wetzsteine und Kochgerät aus Speckstein waren Exportartikel und wesentliche Ursache für das Aufblühen des Handels in der Wikingerzeit. Selbst in der Periode, als Wikingerüberfälle an der Tagesordnung waren, wurde zwischen Westeuropa und dem Heimatland der Wikinger Handel getrieben. Einen der wenigen Berichte, die wir über die Verhältnisse in Norwegen in der Wikingerzeit haben, verdanken wir dem nordnorwegischen Häuptling Ottar. Er besuchte König Alfred von Wessex als friedlicher Kaufmann, während Alfred gleichzeitig mit anderen Wikingerhäuptlingen regelrecht Krieg führte.

Außer den westeuropäischen Schilderungen haben wir schriftliche Quellen von anderen Zeitgenossen der Wikinger ­ von reisenden Arabern und aus Byzanz. Kurzgefaßte Inschriften sind uns in der Heimat der Wikinger ebenfalls hinterlassen worden ­ in Holz und Stein geritzte Runen. Die Geschichten der Sagas aus dem 12. und 13. Jahrhundert haben uns ebenfalls viel über die Wikingerzeit zu erzählen, obwohl sie viele Generationen nach der Zeit geschrieben wurden, die sie schildern.

Welche Ursachen hatte die gewaltige Expansion im Laufe von nur wenigen Generationen? Stabile Staatsgründungen wie das Fränkische Reich und die angelsächsischen Königtümer in England hatten den Angreifern offensichtlich wenig entgegenzusetzen. Das Bild, das uns die schriftlichen Quellen vermitteln, ist vermutlich davon gefärbt; die Wikinger werden als schreckliche Räuber und Banditen dargestellt. Sicherlich waren sie das, aber sie müssen außerdem noch andere Eigenschaften gehabt haben. Einige ihrer Führer müssen höchst fähige Organisatoren gewesen sein. Zwar konnte mit Hilfe einer wirkungsvollen militärischen Taktik ein Krieg gewonnen werden; außerdem aber gründeten die Wikinger in eroberten Gebieten Königtümer. Einige wie zum Beispiel in Dublin und York überlebten die Wikingerzeit nicht; Island aber ist noch immer eine blühende Nation. Das Wikingerkönigtum in Kiew wurde zur Basis des Russischen Reiches, und die Spuren des hervorragenden Organisationstalents der Wikingerhäuptlinge sind noch heute deutlich sichtbar auf der Isle of Man und in der Normandie. In Dänemark hat man vom Ende der Wikingerzeit die Überreste von Verteidigungsanlagen gefunden, die als Sammelplatz für große Armeen dienten. Die Burgen sind kreisrund und in Quadranten aufgeteilt, mit quadratischen Gebäuden in jedem der vier Abschnitte. Die Burgen sind mit einer Präzision angelegt, die den ausgeprägten Sinn der Führer für Systematik und Ordnung bezeugt. Am Hof des dänischen Königs muß es gründliche Kenntnisse über Landvermessung und Geometrie gegeben haben.

Eine Theorie schlägt als Ursachen für die Expansion in der Wikingerzeit Überbevölkerung und Ressourcenknappheit im Heimatland vor. Das archäologische Material bezeugt, daß parallel zur Expansion ins Ausland in dünn besiedelten Waldgebieten neue Höfe entstanden. Somit ist Überbevölkerung sicherlich ein mitwirkender Faktor. Eisengewinnung ist möglicherweise ein weiterer. Genügend Eisen, um für alle, die sich auf Kriegszug begaben, Waffen schmieden zu können, war für die Wikinger gleichbedeutend mit taktischer Überlegenheit.


 





 
 
   
 
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